Als Erotikanzeigen werden allgemein alle Zeitungsanzeigen und Anzeigen in Online-Medien verstanden, die eindeutig auf die Anbahnung eines ausschließlich sexuellen oder erotischen Verhältnisses abzielen. Seit Beginn dieser Anzeigen bis heute wurden die gewünschten Beziehungen so umschrieben, dass sie nicht der Zensur zum Opfer fielen, die aber dennoch von den Rezipienten verstanden wurden.
Seit es Anzeigen in Zeitungen gibt, werden auch erotische Kontakte darüber gesucht, die gemeinhin „Erotikanzeigen“ genannt werden. In der Presse der Vergangenheit wurden jedoch keine Anzeigen veröffentlicht, die erkennbar „unzüchtig“ waren. So begann die verbale Verschleierung, die hier nicht mehr erläutert wird, weil uns heute (2024) kaum noch begegnet. Das gilt auch für die „geheimen Abkürzungen“ oder „Anzeigencodes“ begegnet.
Die Absicht, aus der erotischen Begegnung finanzielle Vorteile zu ziehen, war oft nicht erkennbar, weshalb man schon damals schon Ausdrücke für „finanzielle Interessen“ (FI) hatte. Waren sie vorhanden, sprach man davon, „gut situierte“ oder „wohlhabende“ Damen und Herren zu suchen, währen die nicht daran interessieren Damen und Herrn sich als „uneigennützig“ definierten.
Auch in der heutigen seriösen Presse werden Anzeigen, die als unmoralisch eingestuft werden, nicht veröffentlicht, weshalb Anzeigencodes noch immer Verwendung finden, wenngleich diese Praxis seit der Blüte anderer Medien (Internet) erheblich abgenommen hat.
Die Anzeigencodes haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. In diesem Abschnitt zeigen wir hier Beispiele aus Annoncen der 1920er Jahren), die einen eindeutigen erotischen Charakter hatten.
In der bĂĽrgerlichen Presse der Vergangenheit wurden die Absichten so verschleiert:
Das „Besondere“ - alle damaligen sexuellen „Perversionen“
Die Wörter „exklusiv“, „exotisch“ oder „apart“ deuteten an, dass allerlei „aparte“ sexuelle Dienste geleistet wurden, auch solche, die damals als „Perversionen“ galten.
„Stecher“ oder Kunde gesucht?
„Kavaliere“, „Gentlemen“ oder „distinguierte Herren“ wurden entweder von Prostituierten oder von Damen gesucht, die diskrete Seitensprünge erwarteten.
Frivoler Briefverkehr geboten „Korrespondenz“ deutet darauf hin, dass ein frivoler Briefverkehr geboten wird. Allerdings ist auch die „Ehe durch Korrespondenz“ eine beliebte Art der Heiratsvermittlung.
Bezahlte Dauerbeziehungen zu Damen
Als „sehr junge Dame“ oder „betont schöne junge Frau“ annoncierten Frauen, die eine bezahlte Dauerbeziehung zu einem Herrn suchte. Kombiniert mit anderen Attributen und Bezeichnungen konnte auch Prostitution oder bezahlte Dominierung dahinterstehen, beispielsweise die „betont hübsche Gouvernante“. Wer „lernbegierig“ war, suchte immer eine langfristige erotische Beziehung, die kräftig „gesponsert“ wurde.
Frauen: Gigolo, Eintänzer und sinnlicher Liebhaber gesucht
Damen, die einen ausgeprägten Bedarf an Sinnlichkeit hatten, wurden ebenfalls „bedient“: Bis in die1960er Jahre galt ein Herr, der eine „gern ältere“ Dame suchte, als „Gigolo“, vor allem, wenn hervorgehoben wurde, dass die Dame „finanziell gut dastehen“ musste. Ein Opernsänger bot gar sein „sieghaftes Organ“ an, der entscheidende Punkt aber ist, dass die Dame „begütert“ und vorurteilsfrei“ sein musste, aber keine Prostituierte („ehrbar“). Damen, die etwas wildere Männer suchten, wurden mit einem „energischen Charakter“ gelockt.
Suchende Paare musste keine Zensur befĂĽrchten
Auch Paare suchten damals schon Ergänzungen in Einzelpersonen und zum Partnertausch. Wenn ein Ehepaar eine Freundin oder einen Freund suchte, galt dies nicht als frivol, und die Anzeige wurde genommen, wenn sie nicht andere eindeutige Hinweise auf den Grund der Beziehung enthielt. Der „Anschluss“ an ein Ehepaar oder einen Herrn war ebenso akzeptiert wie „Ehepaar sucht eine Freundin“. Begriff wie „Modern“, „intelligent“ oder „distinguiert“ deuteten darauf hin, dass zeigen wollte, wie liberal und gebildet man ist.