Die Treue, namentlich die Treue dem Landesherrn und (idealisiert) dem Freund gegenüber gilt als Tugend. Der Begriff steht weitgehend nicht für ein Gefühl, sondern für eine Eigenschaft: verlässlich zu sein. Demnach ist Treue keine „Ergebenheit“ an andere Menschen, sondern der selbst gewählte Vorsatz, gegenüber einem Menschen ein verlässlicher Partner zu sein.
Diese Formulierung taucht in ähnlicher Form erstmals gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf, nämlich im Meyers von 1897:
Treue (ist) … im Gegensatz zur Anhänglichkeit … der willkürlichen und unbegründeten Ergebenheit gegen andre, das bewusste, im Pflichtbewusstsein begründete Festhalten an denselben.
Das ist auch gemeint, wenn in Beziehungen (Partnerschaften, Ehen) die Treue gesucht wird. Wer „treu ist“, hält sich verlässlich an die vereinbarten Regeln oder Verträge, während ein „untreuer Mensch“ versucht, sie zu umgehen.
Da die Ehe ein Vertrag ist, wird von den Eheleuten unter anderem Treue verlangt – so jedenfalls ist die Idee.
Dennoch wird als „eheliche Treue“ meist der exklusive Geschlechtsverkehr zwischen den Partnern bezeichnet. Untreu ist demnach, wer den Geschlechtsverkehr mit einer anderen Person sucht. Für einige Personen bedeutet Untreue bereits, wenn ein Partner flirtet oder sich auf andere Weise für besonders ansprechende Menschen interessiert.
Diese Auffassung von Treue finden wir vor allem in der Interpretation der christlichen Religion wieder, die sich über das Bürgertum bis in die Jetztzeit erhalten hat. Behauptet wird, dass namhafte Propheten sowie der Religionsstifter selbst und seine Gefolgschaft die Behauptungen aufgestellt haben, dass eheliche Treue unabdingbar wäre. Wird diese „Treuepflicht“ nicht eingehalten redet man in der Rechtssprache von „Ehebruch“, im Volksmund von „Fremdgehen“ und unter Eheleuten oder festen Paaren von „Vertrauensbruch“.
Treue ist nicht gleichbedeutend mit „Monogamie“, sondern äußert sich in der Verlässlichkeit gegenüber Menschen in verschiedenen Formen des Zusammenlebens.
Bei der Partnersuche wie auch in Lexika wird die Treue nur selten erwähnt. Die oben angeführte Stelle in „Meyers Lexikon“ war in früheren Ausgaben nicht vorhanden, und wenn Treue überhaupt ein Thema war, dann im Zusammenhang mit Rechtsgeschäften. (Treu und Glauben).
Die Eigenschaft, „treu“ zu sein, kam in einer Aufstellung von Begriffen zur Partnersuche der Frauen auf Platz 27. Gesucht wurde die Eigenschaft bei Männern jedoch etwas mehr (Platz 15). Allerdings legten die Frauen deutlich mehr Wert auf „Zuverlässigkeit (Platz 4).