Von Sexologen wird behauptet, dass Menschen „spezifische“ erogene Zonen haben. Die Praxis hingegen ist wesentlich vielfältiger. Die ist ein Versuche, eine neutralere Darstellung zu wählen.
Keine Frage – unsere Haut ist an vielen Stellen empfänglich für sinnliche Kontakte. Ob man sie nun „erogene Zonen“ nennt und ob man Tabuzonen ausgrenzt oder einbezieht, ist eine Frage der Definition. Generell können viele Bereich der Haut als „Streichelzonen“ genutzt werden, dann haben sie etwas mit Wohlgefühl zu tun, und einige dieser Berührungen lösen auch Lüste aus. Manchmal werden „Landkarten des Körpers“ veröffentlicht, auf denen nicht nur die angeblich erogenen Zonen eingezeichnet oder beschrieben werden, sondern auch, wem es üblicherweise gestattet ist, sie zu berühren. Daraus ergibt sich, dass diese Zonen gar nicht „erogen“ sind, sondern einfach empfindlicher für Berührungen als andere Hautbereiche.
Gegen die Verallgemeinerung spricht auch, dass Menschen unterschiedliche Empfindungen haben. Deshalb wäre es besser, von „meinen erogenen Zonen“ zu sprechen als von „den erogenen Zonen“.
Einige Sexologen trennen „nicht „spezifische“ von „spezifischen“ erogenen Zonen. Demnach gehören Hautbereiche mit „normaler Dichte an den Nervenenden“ zu den „nicht spezifischen“, während Zonen mit einer „hohen Dichte an Nervenenden“ sowie die Genitalien selber als „spezifisch erogen“ gelten. (Spezifisch – etwa „typisch“ oder „im Besonderen“).
In der Praxis kommt es jedoch darauf an, wer in welcher Situation mit welchem Körperteil oder Instrument versucht, die Sinnlichkeit zu erwecken.
Zu den bekanntesten „erogenen Zonen“ gehört nahezu das gesamte haarlose Gesicht (auch die Haargrenzen) inklusiv des Mundes, die Innenseite der Arme und Hände, sowie die Oberschenkel und Teil der Füße.
Bei Frauen sind die Aureolen in der Regel ausgesprochen berührungssensibel, ebenso die Brustwarzen. Bei Männern können die Brustwarzen ebenfalls sensibel sein, sind aber oft nicht so leicht anzusprechen.
Der Unterleib ist naturgemäß besonders empfänglich, doch auch hier gibt es individuelle Unterschiede. Bei Männern gilt der Penis als ausgesprochen leicht zu stimulieren, jedoch sind bestimmte Teile in der Nähe der Eichel und Vorhaut weitaus sensibler als der Schaft, und es gibt daher Unterschiede bei beschnittenen und unbeschnittenen Männern. Bei Hoden, Anus und Damm reagieren ebenfalls nicht alle Männer gleich. Die Prostata, die oft erwähnt wird, ist ebenso wie der P-Punkt, von außen nicht zugänglich – dieser Bereich wird über den Enddarm stimuliert.
Bei der Frau gelten bestimmte Bereich der Vulva als erogene Zonen (Schamlippen, Scheidenvorhof und Klitoris) als „erogene Zonen“, wobei die Klitoris eindeutig das erotisch sensibelste Organ der Frau ist. Die Vagina wir den „inneren Geschlechtsorganen“ zugerechnet. Das bedeutet, dass die sogenannten „Punkte“, wie G-Punkt, A-Punkt und U-Punkt nur über die Vagina zugänglich sind – aus diesem Grund ist zur Stimulation ebenso viel Erfahrung nötig wie beim P-Punkt des Mannes. Das Gesäß sowie der gesamte Analbereich werden ebenfalls zur erotischen Stimulation genutzt.
Fassen wir alles zusammen, so ist nahezu die gesamte Haut eine „erogene Zone“, die durch Berührungen angeregt werden kann. Die Zonen, die als „erogen“ gelten, sind auch für andere Zärtlichkeiten empfänglich, die nicht sexueller Natur sind, denn die Nerven sind ja auch dann reizbar, wenn keine spezielle erotische Absicht besteht. Zudem empfinden Menschen in diesen Bereichen auch den Schmerz besonders intensiv, sodass manche dieser Zonen auch für sinnliche Spiele mit dem Schmerz genutzt werden können. Es kommt also nicht darauf an, welche Zonen als erogen gelten, sonder darauf, was die Person real empfindet,
Einige Organe werden vom Körper mit Kommunikationsfähigkeiten ausgestattet. So sind die Augen nicht nur „passiv erogen“, sondern auch „erogen fordernd“ sein. Ebenso verhält es sich mit den Brustwarzen und mit dem Penis. Ob und wie die Kommunikation angenommen oder überhaupt „bemerkt“ wird, hängte von der Sensibilität der Partner ab.
Mit einem Satz: Was uns „anmacht“, ist von Person zu Person höchst unterschiedlich – und es kann sich durchaus auch im Laufe eines Lebens wandeln.